So, dann geb ich auch noch mal meinen Senf dazu.
Ich bleib im Folgenden mal bei der Marke Dahon (nimm die einfach stellvertretend für die Mitbewerber in dem Preissegment), weil z.B. ein Brompton oder Bernds bei deinem gewünschten Budget wohl eher nicht in Frage kommt.
Stell Dir mal vor, Du hättest ein Auto und einen Dachgepäckträger. In den Papieren zum Auto stünde, dass die Traglast für das Dach 50 Kg nicht überschreiten darf. Auf Deinem nachgekauften Gepäckträger (Eigengewicht 10 kg) ist ein Klebezettel angebracht, dass dieser bis zu einer Traglast von 30 Kg zugelassen ist. Nun willst du das Erbstück von Oma, ein Massivholzbettgestellt mit 60 Kg Gewicht von Kiel nach München transportieren. Was wirst Du tun?
(im Regelfall wäre jetzt die Antwort - gut festbinden und sich vornehmen nicht scharf zu bremsen :mrgreen: )
Das gleiche Problem hast Du beim Faltrad (aber auch bei vielen „normalen“ Rädern). Die Hersteller schränken die Nutzung ein und geben die Räder nur bis zu einem Grenzgewicht frei. Bis zu diesem Grenzgewicht ist das Rad im üblichen Gebrauch belastbar. Dann gewährt Dahon auch die entsprechenden (freiwilligen) Garantien auf Teile und Rahmen. Daneben gibt es die Gewährleistungspflicht des Verkäufers (die in Deutschland 2 Jahre) beträgt.
Wenn Du nun das Grenzgewicht ignorierst und etwas kaputt geht, kann es sein, dass es (sowohl bei der Garantie als auch bei der Gewährleitung) zum Streit darüber kommt, ob die Ursache ein Material- oder Montagefehler oder eine bewusste Überlastung war. Kann passieren – muss nicht passieren. Dieses Risiko hast Du immer.
Niemand weiß welche Toleranzen ein Hersteller bei diesem Grenzwert zulässt. Das wird er Außenstehenden auch ganz sicher nicht verraten.
Aber auch ich würde mal vermuten, dass Du mit der angekündigten „umsichtigen“ Fahrweise und bei der Strecke keine Probleme haben wirst, auch wenn Dahon sagt, dass die erlaubte Zuladung aus Fahrer und Gepäck 105 Kg nicht überschreiten darf. So den Fotos in diversen Foren nach werden etliche Bromptons und zahlreiche Dahons von zufriedenen Menschen jenseits der Gewichtszulassung gefahren. Und die sehen alle nicht so aus, als würden sie nur mal um den Block fahren. Man sollte aber dem möglichen Verschleiß eine höhere Aufmerksamkeit widmen und bereit sein im Zweifel auch mal Teile turnusmäßig tauschen zu lassen.
Bei der Wahl des Rades würde ich dennoch auf einige Dinge achten.
Auch Dahon verteilt keine Almosen, sondern will Geld verdienen. Die günstige Faltradklasse hat daher „billigere Komponenten“ verbaut. (Nabe/Felgen/Vorbau – Gepäckträger) Ich würde daher auf die „mittlere Klasse“ (Mü/Vitesse/Speed) schauen.
Lass die Finger von den Tiefeinsteigern – die dürften dir keine Freude bringen. Und Du solltest nach Möglichkeit auf einen höhenverstellbaren Lenker und eine gefederte Sattelstütze verzichten. (wegen der Defektanfälligkeit) Bei den Reifen nach einem Rad mit „Big Apple“ (50 – 406) schauen und diesen eher im oberen Bereich des Luftdrucks fahren.
Klar, soweit vermeidbar, keine Bordsteine oder Schlaglöcher voll durchfahren. Das Speed hab ich hier erwähnt, weil es einen Stahlrahmen hat. Das ist nicht unbedingt steifer oder besser als ein Alurahmen – er bricht aber gutmütiger – meist mit frühzeitiger Ankündigung (Knirschen/Knacken).
Getriebenaben sind pflegeleichter als eine Kettenschaltung. Aber im Regelfall ist ein Rad mit Nabenschaltung teurer als mit Kettenschaltung – da würde ich in Deinem Fall das Geld lieber in einen besseren Rahmen stecken. Zudem kannst Du bei einer Kettenschaltung leichter (nach einiger Zeit) die Übersetzung und die Gangsprünge Deinen Vorlieben anpassen. Mit 6 oder mehr Gängen hättest Du auch noch Spaß, wenn Du mal eine längere Runde drehen willst und Steigungen oder Gegenwind nerven.
Gruß
Udo