derMac schrieb:
Was meinst du immer mit den "klassischen Vorgaben", dass etwas irgendwie sein müsste?
Ich meine damit in erster Linie diese Tabellen mit Körpermaßen und dazu Rahmenmaße, u.a. die "Höhe" oder "Oberrohrlänge".
Mit dem Aufkommen der sloping Geometrien wurde das eh schwierig einheitlich anzugeben.
Es geht darum, dass bestimmte Geometrieeigenschaften bestimmte Einflüsse aufs Fahrverhalten haben.
Klar.
Aber auch da sind die "klassischen" Annahmen was gut ist und was nicht wohl nicht das Maß der Dinge. Man wusste da offenbar noch nicht so viel über Fahrphysik und es sind wohl eher Gewohnheitswerte.
Schaut man sich die Physik an, ist vor allem relevant, dass beim Lenken der Aufstandspunkt unter den Schwerpunkt wandert. Alles andere wie bestimmter Radstand, Vorlauf oder Lenkwinkel ist nicht unbedingt erforderlich. Und z.B. die Ideen von "Laufruhe" sind sehr subjektiv, ob man das überhaupt möchte. Ich hab auch immer gedacht ich bräuchte bestimmte Rahmengeometrie und erst mit mehr Erfahrung bemerkt, dass das für die Praxis reichlich unwesentlich und auch sehr subjektiv ist.
Der Radstand sorgt im wesentlichen für Wendekreis und begrenzt die Überschlagsneigung. Beides ist normalerweise aber unkritisch und weitgehend unabhängig von der Größe des Fahrers. Deswegen klappt das ja auch recht gut, dass ein und der selbe Rahmen für ganz unterschiedliche Körpergrößen taugt.
Ich konnte das u.a. mit dem FSIR Spin auch selber ausgiebig testen. Selbst der ultrakurze Radstand von 82cm ist für meine Größe (186cm) kein Problem. Es ist einfach nur nicht so satt im Geradesauslauf sondern nervöser, was aber gar nicht verkehrt ist für die City. Nur der Lenker war mir zu dicht, das erlaubt keinen Wiegetritt.
Für die Sitzposition ließe sich der Lenker aber bis weit über die Vorderachse legen, wie diverse Zeitfahrmaschinen ja auch zeigen. Ist halt etwas anderes Lenkverhalten, weil der Lenker dann weiter schwingt und nicht nur auf der Stelle dreht.
Deutlich verschieden große Fahrer haben auf dem gleichen Rad verschiedene Fahrgefühle, auch wenn sie es irgendwie an sich anpassen. Nürlich kann man das alles nicht so schlimm finden, aber "gut" (oder gar noch Steigerungen davon) ist das nicht.
Das stimmt zwar und es mag da gewisses Optimum je Fahrergröße geben. Allerdings ist das in einem sehr weiten Bereich unkritisch.
Konkret finde ich die Dahon Geo sehr gut für meine Größe. Und passt sicher auch noch gut für 190cm. Und auch andere bis runter zu 175cm fahren darauf gut. Darunter ist die Sattel-Lenkerposition recht gestreckt, aber ginge auch, ggf. etwas umkonfigurieren. Ist also nicht so dramatisch wie es oft "klassisch" dargestellt wird.
Zu den verschiedenen Rahmengrößen:
Dahon hat ja dutzende Modelle, alle mit der identischen Geo. Selbst die Tiefeinsteiger, die sich hauptsächlich an (kleinere) Frauen oder auch an Senioren richten haben die selbe Geo wie die Sportmaschinen, etwa das Speed TT. Viel sinnvoller wäre es da sicher, die vielen Rahmen je nach Anwendungszeck und avisierter Kundschaft (und deren Größe) etwas unterschiedlich auszulegen. Das dürfte ja auch keine Kosten erzeugen, da die Rahmen eh andere sind. Macht Dahon aber aus unerklärlichen Gründen nicht.
Ich vermute das liegt daran, dass das gar keine gezielten Entwicklungen innerhalb eines schlüssigen Portfoliekonzeptes sind, sondern Dahon einfach je nach Angebot und Nachfrage bestimmte Produktionskapazitäten aufkauft. Daher wirkt das Sortiment dann etwas zufällig und chaotisch. Rein betriebswirtschaftlich aber vielleicht durchaus clever.
Brompton verfolgt ansonsten auch das Konzept des selben Rahmens für alle. Da wäre eine Diversifizierung auch offensichtlich aufwändiger. Zeigt aber, wie weiträumig das Konzept passt - wenn man entsprechend unterschiedliche Lenker konfiguriert.