Ich kaufe mein Faltrad vor Ort. Schön blöd, oder?

Der definiert "Wachstum" aber über mehr Ressourcenverbrauch. Kann man auch anders sehen, also qualitativ. Mehr Fahrrad statt Auto kann man in diesem Sinn auch als "Wachstum" werten.
 
Pibach schrieb:
Der definiert "Wachstum" aber über mehr Ressourcenverbrauch. Kann man auch anders sehen, also qualitativ.
Das sieht aber "dieses Wirtschaftssystem" nicht anders. Da ist Qualität egal. Es zählt nur das Produkt. Normalerweise das Bruttoinlands~.
Auch wenn du die Definition änderst verabschiedest du dich vom Wirtschaftssystem.
Wird ja auch gemacht - z.B. mit dem Gallup "Glücksindex". Ein Anfang, immerhin.
 
In den Weiten des www kann ich nicht fahrradfahren.
Darin ist keine frische Luft, kein säuselnder Wind, nicht mal ein Sonnenstrahl.
Alles aus zweiter Hand. Alles vorgekaut. Alles vorgedacht.
Die kommende Generation,
wird nicht mehr verstehen,
warum man Natur schützen soll,
Landschaft etwa, vor Versiegelung,
wenn man alles, was man braucht,
doch nur online findet und sich in Natur nur noch bewegt,
um von Hotspot zu Hotspot zu gelangen.

Wozu also noch Natur,
wenn ich Natur online hyperrealistischer darstellen kann,
als sie jemals in natura existieren könnte?
Aber: Daten kann ich nicht essen. Nicht atmen, nicht spüren.
Ich habe das mal in einem Fitness-Studio gesehen.
Da war dieses Tretrad mit einer Leinwand gekoppelt,
da konnte man Etappen der Tour de France nachfahren.
Je schneller man gekurbelt hat, desto schneller lief der Film.
Das ist knapp vor 'Total Recall'.

Wir bräuchten hier einen ampelgestützten Fußgängerüberweg.
Diese Oberste Kreisverkehrsbehörde will das nicht bezahlen,
angeblich kein Bedarf, faktisch aber wollen sie kein Geld rausrücken.
So eine Ampel kostet 10000 Euro.
Und die Gemeinde hat keine Oberhoheit.
Die hat da gar nichts zu sagen.
Und da, wo sie was zu sagen hätten, da wollen die nicht.
Ich hätte auch gerne einen Radweg zum Sportplatz,
damit die Kinder nicht mit den Schwerlastern gleich auf gleich fahren.
Vielleicht sollte ich mal die Luxemburger fragen;
wenn die die Großkonzerne sponsern,
dann könnten sie hier auch einen kleinen Radweg finanzieren.
Oder die Chinesen.
Die haben soviel Geld, dass sie halb Afrika aufkaufen.

Vielleicht sollte ich mich gänzlich in die virtuellen Welten zurückziehen.
Viel posten, viel diskutieren, viel Meinung von mir geben.
Auch erotische Bedürfnisse sollen sich im www viel besser befriedigen lassen,
als im heimischen Bett.
Das Internet schnarcht auch nicht.
Außerdem kann man es abschalten.

Die, die ihre Identität in Datenbanken ausgelagert haben,
und man beachte mal die Panik der Kinder, wenn man mit Handy-Entzug droht,
das Äquivalent zum Platten am Fahrrad,
denen ist der Verlust des Datenstroms Stagnation an der Schwelle zur Mortalität.
Und da 'Kaufen' auch nichts anderes ist als ein Strom von Waren und Geld,
handhabe ich diese Art von Mobilität so,
wie ich es für richtig halte.

Ich habe hier Fehler gemacht.
Ich habe auch schon mickrige Fahrräder gekauft.
Aber ich lerne dazu.
 
Eva, virtuelle Welten stehen genauso wenig in Konkurrenz zur realen Welt, wie das Telefon zum face2face Gespräch. Und die Ampel hat mit Verkehrssicherheit wohl nichts zu tun. Aber schöne Verse!
 
Ich finde, die Gedanken von EvaMaria sind nachdenkenswert. Man muss nur das Hamsterrad erkennen, in dem wir stecken.
Und übrigens: Schon in den Anfängen der EU kam doch der meines Erachtens sehr weise Spruch auf: Denke global, kaufe regional :D
 
EvaMaria schrieb:
Wir bräuchten hier einen ampelgestützten Fußgängerüberweg.
Diese Oberste Kreisverkehrsbehörde will das nicht bezahlen,
angeblich kein Bedarf, faktisch aber wollen sie kein Geld rausrücken.
So eine Ampel kostet 10000 Euro.
Und die Gemeinde hat keine Oberhoheit.
Die hat da gar nichts zu sagen.
Und da, wo sie was zu sagen hätten, da wollen die nicht.
Ich hätte auch gerne einen Radweg zum Sportplatz,
damit die Kinder nicht mit den Schwerlastern gleich auf gleich fahren.

Politiker sollten dazu aufgefordert werden, ihr Radwegenetz und die eigenen Fußgängerwege mal regelmäßig selbst zu benutzen. Hier kenne ich auch einige haarsträubende Beispiele. Hier mal zwei, die mich aufregen:

Eine Bundesstrasse trennt zwei Gemeinden voneinander, die nächsten Schulen, Geschäfte, Sportanlagen der Nachbargemeinde befinden sich quasi auf der anderen Straßenseite, während gemeindeeigene Anlagen 8 - 10km entfernt sind. Überspitzt: Wer hier die Straße überquert ist böse, weil er sein Geld in die Nachbargemeinde trägt. In den letzten Jahren sind bereits viele Menschen an dieser kritischen Strassenkreuzung verunglückt (auch einige tödlich). Nach jeden schweren Unfall beobachten Experten die Kreuzung und stellen fest, dass eine Ampel nicht nötig ist. Je nach Schwere eines Unfalls werden auch schon mal Abbiegespuren verkürzt oder völlig abgeschafft. Als ein Kind auf seinem Schulweg verunglückte wurde auch mal eine "Rettungsinsel" in der Straßenmitte spendiert. Seltsamerweise wurde gleichzeitig die Radarfalle für die 70 km/h Kontrolle wieder deinstalliert, die einige Jahre zuvor nach einem schweren Unfall installiert wurde. Immer wieder wurde auch argumentiert, dass die Anwohner gemeindeeigene Geschäfte und Schulen nutzen sollen und für die Schulen würden ja schliesslich Schulbusse angeboten, die ja nur eine Stunde unterwegs sind um alle Außenbezirke mit abzudecken. Nun soll endlich im Frühjahr eine Ampel gebaut werden, bin ja mal gespannt.

Der wunderschöne Rheinradweg von Düsseldorf über Meerbusch nach Krefeld-Uerdingen endet/beginnt mitten im Hafengebiet von Uerdingen und man landet inmitten von LKW-Schlangen auf einem Straßenabschnitt ohne Rad und Fußwege. Da die LKWs dort auf ihre Abfertigung warten, muss man links überholen und es wird manchmal recht eng für so ein kleines Faltrad auf dem Mittelstreifen zwischen lückenlos stehenden LKWs rechts und hinter Kurven auftauchenden zügig fahrenden LKWs auf der linken Seite.

Gruss
Reimund
 
Meine Kollegin ist anläßlich des Apec-Gipfels bei einer Satellit-Veranstaltung von Double-Joe vor Ort in Peking.
Peking ist die andere Seite der Globalisierung und für die Chinesen so vor Ort, wie ich hier vor Ort bin.

Sie ist in einem Tagungshotel kaserniert, das nicht verlassen werden darf und auch nicht verlassen werden kann, weil den Teilnehmern die Benutzung von Autos untersagt worden ist.
(Man erkennt bereits hier die politische, revolutionstreibende Dynamik von Falträdern...)
Außerdem wurde die Tagung örtlich so ausgelagert, in einen wüsten Hochhaus-Stadtteil ohne jegliche Versorgungseinrichtungen, keine Kneipe, kein Imbiss, keine Straßenhändler, kein Supermarkt, kein Scho-Ping in welcher Form auch immer, dass man nur absurd auf der Straße herumstehen würde, wenn man das Hotel verließe.

Facebook und Whatsapp gehen auch nicht, aber sie hat einen Trick gefunden: Man kann über die Modem-Funktion des Rechners sich ins Telefonnetz einwählen und über diesen Umweg dann Whatsapp nutzen.
Um den Himmel smogfrei hinzubekommen, haben die Chinesen Autofahrten verboten, Fabriken temporär stillgelegt und die Heizungen in den Wohnungen abgeschaltet. Die Chinesen hocken im Kalten.
Milch darf auch nicht ausgefahren und die Toten dürfen nicht verbrannt werden. Sterben ist gegenwärtig nicht erlaubt.

Diejenigen, die sich ihre 5-Euro-Teile direkt aus China schicken lassen, gemäß den Gesetzen des globalen Marktes, schließlich hat man nichts zu verschenken, werden künftig auch ihre Ersatz-Organe direkt bei chinesischen Schwerverbrechern ordern können: Die Hinrichtungsrate ist nämlich gekoppelt an den Transplantationsbedarf der Kliniken und um gerichtlich zum Spendermenschen erklärt zu werden, muss man kein schweres Verbrechen begangen haben: Ein kritischer Post gegen die Regierung genügt.

'Ich bestelle mein 5-Euro-Teil wo ich will, und was die Chinesen machen, ist Sache der Chinesen und geht mich nichts an.'

Dies ist die Stimme der zynischen Vernunft, darin sich die globale Haltung sehr schnell zu dumpfester Lokalität verkrümmt.

Es ist die Intelligenz derer, die glauben, der Preis einer Ware wäre nur ihr Waren-, ihr Geldwert.
Aber alles ist im Preis: Zensur, Versäuerung der Ozeane, BurnOut, Krieg um Öl, territoriale Ansprüche, Ernährungsskandale, Baumarkträder, Flüchtlinge, Suizidraten, Nitrierung des Grundwassers, brennende Textilfabriken, Turbokühe, patentfähiger Genweizen, röhrende Laubbläser, aussterbende Spatzenpopulationen, tote Elefanten, G-8-7-6-Kinder …

Egal, lassen wir die anderen bezahlen und freuen uns, drei Euro gespart zu haben.
Es lebe der Preis. Es lebe der Versandhandel. Es lebe die Globalisierung. Wir sind ja nicht blöd.

Gott sei Dank bin ich keine Chinesin.
Ja, der Katholizismus hat seine Vorteile.
Auch er: Lebe hoch!
 
Moin,
Liebe Eva Maria,
Deine Postings erscheinen mir doch etwas unstrukturiert.
Die Unterstützung des lokalen Radhändler versus Versandhandel ist meiner Meinung nach eine ganz andere Frage, als die des Globalen Marktes.
Also jener lokale Radhändler bietet keine Produkte aus dem Chinesischen Reich des Bösen feil?
Verweigert er auch den Handel mit Produkten, die von Häftlingen in Deutschland zu Sklavenlöhnen produziert wurden?
Und wo ist noch mal der Zusammenhang mit verfehlter kommunaler Verkehrsplanung?

Also über die Rettung der Welt, und Menschenrechte in China und vor allem hier im Lande unterhalte ich mich sehr gerne, bevorzuge jedoch eine etwas mehr strukturierte Gesprächsentwicklung.

Hast Du eigentlich jetzt schon mal verraten, mit welchem Faltrad Du deinen lokalen Fahrradmarkt gerettet hast?

Gruß aus Lüneburg
Karsten
 
Der Erfolg der chinesischen Wirtschaft ist doch genau die Gegenkraft zur sozialistischen Unterdrückung. Kannst ja an Nordkorea gut beobachten, was bei Abschottung passiert.
 
Zitat: 'Hast Du eigentlich jetzt schon mal verraten, mit welchem Faltrad Du deinen lokalen Fahrradmarkt gerettet hast?'

Nein, habe ich nicht.
Und: Verrate ich auch nicht.

Erstens habe ich es noch gar nicht, weil es so global ist,
dass es erst weite Gewässer queren muss (Wenigstens bleibt die Händlerspanne vor Ort);
und zweitens möchte ich nicht angegiftet werden wie jener markenlose Entfaltungskünstler,
dem man unterstellt, sein Leben lang im falschen Gang unterwegs gewesen zu sein.

Mir ist die Marke an sich egal.
Mein Wahlkriterium habe ich ja schon dargelegt.

Ich weiß, dass sich manche Männer über Marken definieren und manche Frauen über markenfahrende Männer.
Ich weiß auch, dass man sich schwer tut, eine Haltung zu jemandem zu gewinnen,
wenn man nicht weiß, wo ihre/seine Präferenzen liegen.
Es fehlt halt der Mobilitäts-Kontext und das Identifikations-Moment.


Ich werde das Ding 'Klappi' nennen.
Das gefällt mir.
'Ich bin mit dem Klappi da!' werde ich den Freundinnen zurufen
und sie werden sich sorgen und wähnen, das Ding klappt eines Tages unfreiwillig zusammen und begräbt mich unter sich.
Sie werden sammeln und zusammenlegen und mir zu Weihnachten ein ordentliches Fahrrad schenken.

Ich aber fahre mit Klappi überall hin und nach der Sorge kommt der Hohn und nach dem Hohn kommt der Neid,
und dann das Verlangen, es mir gleich zu tun,
und dann trudeln die Bestellungen beim Händler ein
und er kann sich vor Aufträgen nicht mehr retten.

Das ist meine Strategie. So rette ich den lokalen Fahrradhandel.
Durch Anstiftung zum sinnvollen Massenkonsum.
Soll einer sagen, ich wäre nicht klug.
Merke:
Wer Autos sät, erntet Flüchtlinge.
 
EvaMaria ... mehr von dir. Zum einen befürworte ich deine Weitsicht und unterhaltsam ist es auch. Bist du Journalistin ? Haben wir uns mal auf der Mobileworld in Köln kennengelernt ?
 
EvaMaria, ich habe Dich neulich mit einem Rennrad im Bus gesehen
Ja in einem Bus. Das Vorderrad hättest Du rausgenommen und mit Schnürsenkeln am Rahmen befestigt. Der Busfahrer hatte zwar dumm geguckt, aber schließlich nichts dagegen. Also doch kein Klappi?
 
superfalter schrieb:
@Dliste ick versteh deine Aussage nicht. Kennst du EvaMaria ?

rennrad-im-bus.jpg
 
Klappi ist da. Sehr schön. Gefällt mir gut.

Ich hatte mich die letzten Wochen über ja so ausgiebig mit Auswahl und Entscheidung geplagt,
dass ich jetzt leider keinerlei Besitzerstolz verspüre.
Ich bin auch noch nicht groß herumgefahren, nur so zwei Meter im Flur,
weil das Wetter so greislich ist.
Aber Falten und Entfalten habe ich schon geübt.

Ich möchte mich ganz herzlich bedanken für die vielen Tipps und Hinweise,
die ich hier erhalten und aus anderen Themen herausgelesen habe
und mich nun mit den besten Wünschen verabschieden.
Ich werde meinen Zugang nicht löschen,
sondern an Schnurzelpurzel weiterreichen,
weil für das Technische bin ich nicht zuständig.
Wenn ich mich also noch mal melde, dann bin ich er.
Liebe Grüße!
EvaMaria
 
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